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REGIONALÖKONOMISCHE RESILIENZ UND UMWELTSCHOCKS: NIEDERSCHLAGSANOMALIEN UND WIRTSCHAFTSWACHSTUM IN EUROPA

19. November 2020

Forschungspapier der AG Stadt- und Regionalökonomie mit dem Titel "Precipitation anomalies, economic production, and the role of "first-nature" and "second-nature" geographies: A disaggregated analysis in high-income countries" im international renommierten Journal Global Environmental Change (Elsevier, Impact Factor 2019: 11,5) veröffentlicht. Das Paper analysiert den Zusammenhang zwischen Niederschlagsanomalien und ökonomischen Wachstum auf regionaler Ebene (NUTS-3 Regionen) innerhalb der EU-15 über einen Zeitraum von mehr als drei Jahrzenten. Erstmal finden sich robuste empirische Befunde, dass Niederschlagsanomalien oberhalb kritischer Schwellwerte das makroökonomische Wachstum auch in hoch entwickelten Wirtschaftsräumen negativ beeinträchtigen. Negative Effekte auf ökonomische Wachstumsraten wurden bisher vorwiegend in Entwicklungsländern nachgewiesen. Als Erweiterung zu den klassischen nationalen Analysen der Volkswirtschaftslehre wurde der Untersuchungsfokus in dem Paper auf die regionale Ebene verschoben um die räumlich sehr variablen Niederschlagsrealisationen besser mit ökonomischen Output zu matchen und mögliche Verzerrungen durch räumliche Glättung von Niederschlagsbedingungen zu reduzieren. Für das europäische Sample findet die quantitative Auswertung keine statistisch signifikanten Effekte von Niederschlagsvariabilität auf nationale Ebene während die räumlich höher auflösende Analyse auf regionaler Ebene für die gleichen Länder negative Effekte von abnormal niedrigen und hohen Niederschlagsmengen nachweißt. Die Befunde untermauern die Bedeutung des "Modifiable Areal Unit Problem" bei der Bewertung von Variationen in Umwelteinflüssen und den resultierenden sozio-ökonomischen Folgen. Obgleich die ökonomischen Schäden durch unerwartete Niederschlagsanomalien im Vergleich zu Entwicklungsländern gering ausfallen, zeigt sich auch in Europa ein räumlich heterogenes Vulnerabilitätsmuster. Rurale Regionen, welche stärker durch Abhängigkeit zum Agrarsektor und geringerem Einkommen charakterisiert sind, offenbaren eine höhere Verwundbarkeit gegenüber Dürreperioden. Zudem wird die Effektgröße von Anomalien durch die vorherrschenden klimatischen Bedingungen moderiert. Jahre mit abnormal niedrigem Niederschlag verursachen größere Schäden in Regionen mit geringeren durchschnittlichen Jahresniederschlagsmengen. Die empirischen Befunde verdeutlichen, dass Niederschlagsvariabilität auch für wirtschaftlich fortgeschrittenen Industrienationen in die Bemessung der ökonomischen Kosten des Klimawandels integriert werden sollte. Ebenfalls legen die Ergebnisse nahe, dass Adaptionsmaßnahme räumlich differenziert erfolgen müssen, um effizient möglichen Konsequenzen des Klimawandels entgegenzuwirken. Die PDF der online-first Version des Papers ist frei abrufbar bis zum 07.01.2021 unter: https://authors.elsevier.com/a/1c5c93Q8oQ6n8i https://ars.els-cdn.com/content/image/1-s2.0-S0959378020307500-mmc1.pdf (supplementary materials)

Der Autor bedankt sich erneut bei Denise Zelasny für die tatkräftige Unterstützung während des Publikationsprozesses und bei Christian Hundt für die Unterstützung beim Redigieren des Artikels. Abstract Linkages between hydroclimate variability and economic development are often theorized to be present only in developing economies. Using spatially small-scaled data from multiple decades for European regions, we examine the relationship between precipitation anomalies and economic performance in highly developed economic systems. We conduct a disaggregated empirical analysis to mitigate the bias potentially arising from spatial aggregation because precipitation realizations tend to vary drastically within larger sized economic units. We modify original precipitation indices to capture the dynamic expectation formation of economic agents about climate conditions to measure deviations from these anticipated environmental states. Using panel model regressions in a quasi-experimental research design, we analyse whether deviations from average growth rates of aggregated economic output are potentially non-linearly related to the magnitude of precipitation deviations from the anticipated climate norm within regions, after accounting for any shocks common to all regions. We find that precipitation deviations that exceed critical thresholds (intermediate anomalies) for both unusually dry and unusually wet years reduce regional growth rates. The adverse impacts are more pronounced for overly dry periods. Importantly, the relationship between economic growth and precipitation anomalies is not generalizable across all regions. Natural geographical circumstances such as prevailing climatic conditions ("first-nature" geographies) and human-made socio-economic factors such as sector structure and income level ("second-nature" geographies) moderate the anomaly response. The empirical findings substantiate the necessity to incorporate precipitation variability into the assessment of economic costs of climate change; not only in developing countries or agricultural societies but also in highly developed economic systems. Moreover, the empirical results have important implications for policy makers as uneven effect sizes at the subnational level suggest that policy measures should be targeted in space and coordinated between national and regional levels of government.

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